Die Portraitfotografie bietet enormes künstleriches Potential, gehört dadurch aber auch zu den anspruchsvollsten Disziplinen. Es gilt eine Stimmung, einen Moment, einen Ausdruck so einzufangen, dass der Betrachter binnen Sekundenbruchteilen emotional berührt wird.
Die Kamera- oder Objektivwahl, zu der wir gleich kommen, ist hier nicht unbedingt das ausschlaggebende Kriterium. Viel mehr hat die Bildkomposition, das Licht und die Emotionen des Motivs hohen Stellenwert.
Kameras:
In die Portraitfotografie können Sie praktisch mit jeder Spiegelreflex- oder spiegellosen Kamera starten. Jede Kamera, die die Faktoren Blende, ISO (Lichtempfindlichkeit) und Verschlusszeit manuell unabhängig voneinander einstellen kann, ist hierfür geeignet. Oftmals werden gerne Kameras mit hohen Pixelzahlen genutzt um mehr Details zu haben oder das Bild in der späteren Nachbearbeitung beschneiden zu können.
Neuere Systemkameras bieten dem Fotografen zusätzliche Funktionen wie Gesichts- oder Augenerkennung. Ebenso ist der Autofokus wesentlich genauer und treffsicherer was vor allem bei Objektiven mit großer Blendenöffnung und niedriger Schärfentiefe sehr hilfreich ist.
Objektive:
Beim Thema Objektive beginnt nun die Kreativität, denn je nach Vorliebe (Bildaufbau) und Ziel des Fotografen, muss das Objektiv gewählt werden.
Viel Flexibilität bieten hier natürlich die lichtstarken Zoom-Objektive, bspw. die bekannten 24-70mm und Blende 2.8.
Mit ihnen kann der Fotograf vom Ganzkörper-, über Brustbild bis hin zum Kopfportrait alles durchführen.
Weniger Flexibilität aber dafür mehr Kreativität bieten die Festbrennweiten in den bekannten Abständen 35mm (Ganzkörper, 50mm (ab Brusthöhe) und 85mm (Gesicht).
Diese Objektive haben eine große Blendenöffnung von meist 1.4 oder gar 1.2 und können im Hintergrund des Models ein sehr schönes oder stimmungsvolles Bokeh erzeugen. Hier spielen Profis ganz bewusst mit Lichtern, Schärfeverläufen und Kontrasten um den Bildern eine besondere Note zu geben.
Je mehr man allerdings die Blende Richtung 1.4 oder 1.2 öffnet, desto kleiner wird der horizontale Bereich, der wirklich scharf abgelichtet wird. Bei einem 85mm Objektiv und voll geöffneter Blende (1.2) ist der Bereich im Extremfall nur wenige Millimeter breit und die richtige Fokussierung wird fast schon zum Glückspiel. Je nach Objektiv ist es daher sinnvoll auf Blende 2 oder 2.8 abzublenden um das Motiv scharf abzubilden.
Im Bereich der Objektive muss jeder Fotograf seine eigenen Erfahrungen sammeln und Vorlieben für Brennweite, Blende, Schärfeverlauf mit der Zeit erkennen. Es gibt hier keine "Standard-Empfehlungen", denn Person A fotografiert alles mit 35mm und 85mm, Person B macht alles mit einem 50mm und Person C liebt die Flexibilität der 24-70mm.